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Was sind Windpocken?

Steckt sich ein Kind mit Varizella-Zoster-Viren an, das die Windpocken verursacht, bekommt es normalerweise Fieber und einen juckenden Hautausschlag aus Knötchen, Bläschen, die mit Flüssigkeit gefüllt sind, und Krusten. Auch Komplikationen sind generell möglich – etwa Entzündungen in anderen Organen wie Lunge, Gehirn oder Herz. Außerdem können Bakterien den Ausschlag zusätzlich infizieren. Vor der Impfempfehlung durch Ständige Impfkommission im Jahr 2004 erkrankten laut-Robert Koch-­Institut (RKI) pro Jahr etwa 750.000 Menschen in Deutschland an Windpocken.

Wer sollte sich gegen Windpocken impfen lassen?

Seit 2004 empfiehlt die Ständige Impfkommission, alle Kinder gegen Windpocken zu impfen. Die erste Dosis soll es zwischen 11 und 14 Monaten geben, die zweite zwischen 15 und 23 Monaten. Ist das Kind noch jünger, soll aber in die Kita gehen, kann es auch ab neun Monaten geimpft werden.

Kinder und Jugendliche, die die Impfung verpasst haben, sollten sie nachholen. Das gilt auch für Frauen mit Kinderwunsch – vorausgesetzt, sie sind nicht schon durch eine durchgemachte Infektion oder zweimalige Impfung geschützt.

Sie sind unsicher? Dann lassen Sie sich am besten in der Arztpraxis beraten. Falls nötig wird ein Bluttest gemacht. Zudem gibt es Impfempfehlungen aus beruflichen Gründen oder bei besonderen gesundheitlichen Risiken.

Warum wird die Impfung gegen Windpocken für alle Kinder empfohlen?

Die Impfung gegen die Windpocken zeigt Wirkung: Seit der Empfehlung zum Impfen erkranken deutlich weniger Menschen an Windpocken. Es müssen auch weniger Menschen ins Krankenhaus oder haben Komplikationen.

Dr. Tanja Brunnert, Kinderärztin aus Göttingen, betont: „Wichtig ist auch eine gute Herdenimmunität.“ Je mehr Menschen geimpft sind, desto höher ist der Schutz für Personen, für die eine Infektion gefährlich ist und die selbst nicht geimpft werden können – wie Schwangere, Säuglinge oder Menschen mit geschwächter Immunabwehr, etwa wegen einer Krebserkrankung oder Medikamenten. Laut Brunnert steige die Zahl der Personen, die auf eine gute Herdenimmunität angewiesen sind. Sie sagt auch: „Einige Eltern vermuten, dass die Erkrankung gegenüber der Impfung Vorteile hat. Das stimmt aber nicht, die Infektion kann schwere Komplikationen verursachen.“

Brauchen Kinder, die Windpocken hatten, eine Impfung?

Wenn ein Kind bereits die Windpocken durchgemacht hat, benötigt es die Impfung nicht mehr. „Nach einer Windpockenerkrankung ist die Impfung nicht erforderlich“, sagt Tanja Brunnert. Wichtig: Eltern müssen sicher sein, dass es tatsächlich Windpocken waren. Sie rät auch, mit Kinderärztin oder -arzt die Impfung zu erwägen, wenn das Kind als Säugling die Windpocken durchgemacht hat, aber nur sehr wenige Bläschen hatte: „Erfahrungsgemäß können diese Kinder später trotzdem wieder an Windpocken erkranken.“

Kann man sich bei einer geimpften Person mit Windpocken anstecken?

Der Impfstoff enthält stark abgeschwächte Varizella-Zoster-Viren, die das Abwehrsystem aktivieren, aber selbst nicht krank machen können. Diese abgeschwächten Viren auf andere zu übertragen – etwa Menschen, die nicht geimpft werden können – ist laut RKI extrem unwahrscheinlich. Tanja Brunnert betont: „Das ist nur bei einem bläschenartigen Hautausschlag infolge der Impfung möglich und passiert extrem selten.“ Dagegen sei das Risiko hoch, sich bei einem ungeimpften, an Windpocken erkrankten ­Menschen anzustecken.

Wieder schwanger: Braucht das erste Kind die Windpocken-Impfung?

„Kinder von Schwangeren, die selbst nicht vor Windpocken geschützt sind, sollten geimpft werden“, rät Brunnert. „So können sie ihre Mutter nicht anstecken, falls sie sich in der Kita doch infizieren.“ In der Schwangerschaft wird von der Impfung abgeraten. Erkrankt eine Schwangere, können Fehlbildungen beim Baby die Folge sein, bei einer Infektion um den Geburtstermin erkranken Neugeborene häufig schwer. Deshalb: Impfschutz vor der Schwangerschaft klären.

Wie verträglich ist die Windpocken-Impfung?

In der Regel wird die Impfung gegen Windpocken gut vertragen. Impfreaktionen können wie bei jeder anderen Impfung auftreten – beispielsweise eine gerötete und geschwollene Einstichstelle, erhöhte Temperatur oder dass man sich danach schlapp fühlt. Eine „Impfkrankheit“ mit Fieber und Hautausschlag tritt laut RKI gelegentlich auf. Kinderärztin Brunnert sagt, sie habe eine solche Erkrankung aber nur sehr selten selbst beobachtet.

Kann mein Kind trotz Impfung später erkranken?

Ein gegen Windpocken geimpftes Kind kann später erkranken, aber die Infektion verläuft meist milder. Zwei Impfdosen können die Erkrankung bei etwa 95 Prozent der Geimpften verhindern. Nach nur einer Impfung ist die Zahl geringer, der Schutz vor Komplikationen aber bereits hoch.

Sowohl das Windpocken- als auch das abgeschwächte Impfvirus bleiben in Nervenzellen zurück. Beide können später im Leben eine andere Erkrankung, die Gürtelrose, auslösen. „Wir sprechen das immer offen bei den Eltern an“, sagt Brunnert. Der schmerzhafte Ausschlag mit Bläschen verläuft aber tendenziell milder und tritt bei Geimpften seltener auf.


Quellen:

  • Robert Koch-Institut: Schutzimpfung gegen Windpocken (Varizellen): Antworten auf häufig gestellte Fragen. https://www.rki.de/... (Abgerufen am 23.02.2024)
  • Robert Koch-Institut: Epidemiologisches Bulletin 3/2020, Evaluation der Varizellen-Impfempfehlung durch die STIKO. https://www.rki.de/... (Abgerufen am 23.02.2024)
  • Robert Koch-Institut: Windpocken (Varizellen), Gürtelrose (Herpes zoster). https://www.rki.de/... (Abgerufen am 23.02.2024)
  • Robert Koch-Institut: Epidemiologisches Bulletin 49/2004. https://www.rki.de/... (Abgerufen am 23.02.2024)
  • Centers for Disease Control and Prevention: Chickenpox/Varicella Vaccination. https://www.cdc.gov/... (Abgerufen am 23.02.2024)