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Langes Sitzen vermeiden

Viel Sitzen schadet nicht nur Herz und Kreislauf, wie zahlreiche Studien bewiesen haben, sondern auch dem Darm. Denn immer, wenn man besonders lange (bei der Arbeit oder auf der Toilette) sitzt, drückt die Schwerkraft auf ein besonders empfindliches Gefäßpolster im After. Dieses brauchen wir, um unerwünschte Winde (und mehr) bei uns behalten zu können.

Häufiges und sehr langes Sitzen führt aber dazu, dass die Gefäße „ausleiern“. Die kleinen Polster können dann als Hämorriden plötzlich aus dem After hervorquellen. Auch das ist per se zunächst nichts Schlimmes.

Durch langes Sitzen können verschiedene Probleme am After auftreten.

Durch langes Sitzen können verschiedene Probleme am After auftreten.

Bei schätzungsweise 70 Prozent der Bevölkerung machen die Hämorriden jedoch Probleme. Sie führen etwa dazu, dass eine Reinigung des Afters schwerer fällt, je nach Größe kann es auch zu Stuhlschmieren kommen.

Auf eine ausgewogene Ernährung achten

Ob es dem Enddarm gut geht, ist auch entscheidend vom Essen abhängig. „Das Ziel ist tatsächlich die klassische Wurst, nicht zu hart, nicht zu weich.“ Diesen Ratschlag gibt Proktologin und Bauchchirurgin Dr. Verena Girardet allen, die wegen Analschmerzen zu ihr ins Enddarmzentrum München-Bavaria kommen. Denn das richtige Essen führt zur richtigen Konsistenz des Stuhlgangs – und der macht dann weniger Probleme. Das nützt vor allem der empfindlichen Haut im und rund um den After.

Dr. Verena Girardet, Proktologin und Chirurgin. Sie kümmert sich auch um Enddarmprobleme, die operiert werden müssen.

Dr. Verena Girardet, Proktologin und Chirurgin. Sie kümmert sich auch um Enddarmprobleme, die operiert werden müssen.

Aber was ist das richtige Essen? Hier gilt wie immer: ausgewogen und gesund. Lebensmittel wie Reis, Nudeln oder Weizenmehl machen den Stuhlgang fester. Spezielle Ballaststoffe, wie man sie in geschroteten Flohsamenschalen findet, haben eine auflockernde Wirkung auf den Stuhl. Allerdings nur, wenn man genügend Flüssigkeit zu sich nimmt, sonst wird der Stuhlgang zu hart. Girardet hat dafür einen zusätzlichen Tipp: „Es hilft auch, gleich morgens mal ein großes Glas lauwarmes Wasser zu trinken, das regt die Darmtätigkeit an.“

Besonders fester Stuhl begünstigt Probleme wie Analvenenthrombosen oder Fissuren. Bei Letzteren reißt die sehr empfindliche Schleimhaut am After ein, was starke Schmerzen verursacht. Auch Analvenenthrombosen drücken und schmerzen sehr, weshalb der Toilettengang meist vermieden wird. Das macht den Stuhl wiederum noch fester, der Riss wird größer und schmerzt mehr – ein Teufelskreis entsteht.

Beim Analsex verhüten

Ein noch größeres Tabuthema als der Enddarm selbst ist die Rolle, die er für einige Menschen beim Sex spielt. Natürlich kann und darf der After in das Liebesspiel miteinbezogen werden. Es lohnt sich aber, auf einige Dinge zu achten, damit der Spaß sicher und von Dauer ist.

Wer sich vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützen möchte, sollte auch beim Analverkehr nicht auf Kondome verzichten. Die Analschleimhaut ist besonders dünn und kann schnell verletzt werden. Keime übertragen sich hier besonders effektiv. Behutsames Vorgehen und die Verwendung von Gleitgel kann gerade für den passiven Part von Vorteil sein. Dieser leidet nach dem Analsex sonst häufiger unter Stuhl- oder Kontinenzproblemen.

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Auch Verletzungen wie Schleimhautrisse (Fissuren) lassen sich so vorbeugen. Um vaginale Infektionen zu verhindern, sollte nicht zwischen analer und vaginaler Penetration gewechselt werden.

Den Po duschen

Auch wenn man bei Problemen am Po das Bedürfnis verspürt, sich besonders gründlich und intensiv zu reinigen: Das kann die Situation eher verschlechtern.

Von Feuchttüchern sollte man generell die Finger lassen. Sie enthalten oft Parfum oder andere reizende Stoffe, die einer geschädigten Haut dann nur noch mehr Schaden zufügen. Am sanftesten und effektivsten ist pures Wasser.

Inzwischen kann man auch kleine, tragbare Po-Duschen kaufen, mit denen man direkt an der richtigen Stelle reinigen kann. Dann nur noch trocken tupfen mit normalem Klopapier oder einem Waschlappen – mehr braucht der Po nicht.

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Angst vorm Proktologen ablegen

Viele scheuen den Besuch in der Proktologie-Praxis auch aus Angst vor einer schmerzhaften Untersuchung. Girardet beruhigt: „Wir behandeln individuell. Sind die Schmerzen groß, schaue ich erst mal nur von außen oder mache eine Untersuchung in Narkose.“ Die Untersuchung – egal ob wach oder in Narkose – findet dabei auf einem leicht nach hinten geneigten Stuhl statt. Die Beine werden entspannt abgestellt, ähnlich wie bei einer gynäkologischen Untersuchung.

Anale Probleme können die Lebensqualität deutlich einschränken, über Jahre hinweg – nur weil die Menschen sich nicht trauen, sich an uns zu wenden

Ob Schmerzen, Hämorriden oder Beratung bei intimen Fragen: Nichts ist zu peinlich, holen Sie sich ärztliche Hilfe. Auch Girardet appelliert: „Bitte einfach kommen! Anale Probleme können die Lebensqualität deutlich einschränken, über Jahre hinweg – nur weil die Menschen sich nicht trauen, sich an uns zu wenden.“

Aber: „Oft können wir sehr gut helfen. Wir behandeln das meiste konservativ, also ohne Eingriff“, betont die Expertin. „Und immer ganz individuell, nach der Prämisse: Was ist der beste Weg?“